Als wir im letzten November von unserem geliebten Golden Retriever Rüden Balou Abschied nehmen mussten, traf uns das sehr. Er war 12 Jahre ein Teil unserer Familie und er fehlt uns bis heute. Der Wunsch, wieder einen Hund an unserer Seite zu haben, ist ungebrochen. Doch jetzt haben wir unser Herz einem wenig hündischen neuen Familienmitglied geschenkt.
Stefan und ich lieben Hunde. Wir haben die vielen Jahre mit unserem Balou genossen und ihn nur schweren Herzens gehen lassen. Für uns war er unser erstes Kind, lange bevor wir an unsere Kinder dachten. Er hat uns durch unsere Sonnen- und Regentage begleitet; mit uns die Mädels begrüßt und das Haus renoviert; mit uns Reisen unternommen und uns getröstet, wenn wir nicht weiter wussten… Wir vermissen ihn – auch heute noch. Aber heute soll es gar nicht um ihn gehen, sondern um unser neues Familienmitglied.
Natürlich hätten wir sehr gern wieder einen Hund. Aber wir würden ihm aktuell nicht gerecht werden. Ein Hund erfordert viel Zeit und diese haben wir derzeit einfach nicht. Somit gewinnt der Verstand aktuell vor dem Herzen. Aber ich brauche Tiere um mich; sie sind mein Seelenfrieden; mit ihnen um mich herum finde ich meine innere Ruhe. Mein größter Traum wäre ein kleiner Bauernhof mit den unterschiedlichsten Tieren und ich könnte mich den ganzen Tag nur um sie kümmern. Vielleicht hätte der Hof noch zwei oder drei Ferienwohnungen für Familien für die ich dann tolle Angebote vorbereiten kann…
Daher haben wir lange überlegt, welches Tier für uns geeignet wäre. Unsere Kaninchen sind süß, aber sie leben sehr natürlich und wir lassen ihnen daher auch ihren Fluchttrieb, so dass wir eben keine Kuschelkaninchen haben. Sie sind zwar sehr gern in unserer Nähe, wenn wir im Garten sind, aber streicheln mögen sie gar nicht. Die Große hatte sich Meerschweinchen gewünscht. Aber bei unserer Recherche im Internet haben wir gelesen, dass auch Meerschweinchen eigentlich von Natur aus Fluchttiere sind. Zwar passen sich die heute gezüchteten Meerschweinchen immer mehr an und sind durch zutraulich und fühlen sich bei uns Menschen wohl, aber wir haben uns dann doch dagegen entschieden.
Auf dem Reiterhof unserer Großen tigern immer ein paar Katzen herum. Katzen… Ich gehöre zu den Menschen, die Hunde und auch Katzen lieben, während sich die meisten nur für eines von beiden begeistern können. Ich finde auch Katzen wundervolle Tiere. Jedes Mal, wenn sich eine Katze zu mir gelegt hat, habe ich es genossen sie zu streicheln. Aus unserem Urlaub im letzten Herbst im Landhaus zur Ohe hätte ich gern eines der kleinen Kätzchen mitgenommen. Stefan ist tatsächlich eher der Hundetyp. Er kann den Krallen der Katzen einfach nichts Positives abgewinnen… Und unsere Große – tja, sie hat noch vor zwei Jahren die Straßenseite gewechselt, wenn ihr eine Katze auf dem Weg entgegenkam. Lediglich unsere Kleine mochte Katzen genauso wie ich.
Sind das die besten Voraussetzungen für die Anschaffung einer Katze? Keine Angst, wir haben uns nicht blauäugig ins Abenteuer gestürzt. Wir haben viel gelesen und auch Freunde befragt, die Katzen haben oder hatten. Und dann stand unser Entschluss fest: wir wollten einer Katze ein neues Zuhause geben. Ebenso fest stand für uns von Beginn an, dass wir gern eine Katze aus einem Tierheim oder einer Tierhilfe zu uns nehmen wollten. Uns war es egal, ob es ein oder zwei Katzen werden würden, ob Kater oder Katze, ob jung oder alt – wir waren offen für Alles. Wichtig war uns nur, dass die Katze zu uns passte und wir zu ihr.
Wir hatten uns bereits vor unserem Urlaub über die Möglichkeiten informiert und wollten uns dann nach der Einschulung aktiv auf die Suche begeben. Bewusst hatten wir uns entschieden, eine Katze nicht dem „Stress“ der Einschulung und der vielen fremden Leute auszusetzen. Aber erstens kommt es anders, zweiten, als man denkt…: Am Samstag vor der Einschulung haben wir bei der Tierhilfe angerufen, um einen Termin für den Mittwoch nach der Einschulung zu vereinbaren. In diesem Telefonat erfuhren wir von einer kleinen Fundkatze – gerade mal etwa 10 Wochen, die ein neues Zuhause suchte. Sie wurde allein und winselnd im Feld gefunden und in der Tierhilfe abgegeben.
Keiner weiß, was die Kleine in ihren wenigen Wochen alles erlebt oder auch nicht erlebt hat; wie lange sie schon ohne ihre Familie war; wie alt sie wirklich ist… Aber wir wussten sofort, dass diese kleine Katze dringend ein neues Zuhause mit ganz viel Liebe brauchte. Wir haben sie gesehen und konnten uns ihrem Charme nicht mehr entziehen. Jetzt mögen viele denken: „Wie naiv! Wer weiß, was sie sich da eingehandelt haben?“. Ja, das Herz ist manchmal naiv und es fragt zum Glück nicht nach den möglichen Konsequenzen. In diesem Moment stand für uns einfach nur fest, dass wir mit der kleinen Lilli nach Hause fahren würden. „Lilli“, diesen Namen hat sie von uns bekommen. Es war die erste Entscheidung, welche wir für sie getroffen haben.
Ich würde lügen, wenn ich euch jetzt schreiben würde, dass sofort alles ganz toll war und Lilli einfach alles perfekt macht. Nein, ich bin ehrlich, zwischendurch haben wir sogar überlegt, ob wir ihr oder sogar Katzen generell überhaupt gewachsen sind. Mit Hunden können wir umgehen. Aber auch mit Katzen? Ja, daran haben wir in einigen Augenblicken wirklich gezweifelt. Der Start war tatsächlich sehr herausfordernd: Zunächst sollte Lilli lediglich ein Zimmer bewohnen, um erst einmal in Ruhe anzukommen. Wir haben ihr das Zimmer der Kleinen soweit leer geräumt, dass die Spielsachen aus dem Weg waren und dafür Platz für den Kratzbaum und alle anderen Katzendinge war. Das alles zwei Stunden, bevor meine Familie für die Einschulung anreiste. Ja, das Timing hätte besser sein können…
Wir haben Lilli erst einmal ankommen lassen, immer mal wieder nach ihr geschaut und mit ihr gespielt. Sie hat direkt gefressen und auch das Katzenklo angenommen. Da waren wir sehr erleichtert. Allerdings stellten wir kurz darauf fest, dass sie voller Flöhe war. Sowas braucht man einfach nicht… Und sie reagierte in ihrem Spieltrieb sehr „aggressiv“. Die ersten Begegnungen unserer Kinder mit Lilli verliefen so, dass Lilli sich austobte, während die Mädels auf dem Schrank und Schreibtisch saßen. Sie hielten respektvollen Abstand… Tatsächlich hinterließ Lilli an den ersten Tagen reichlich Kratz- und Bissspuren in unserer Haut. Sie hatte es bis jetzt einfach nicht gelernt ihre Kräfte einzuschätzen. Es gab vermutlich in ihrem kurzen Leben keine Mama oder Geschwister, die ihr gezeigt haben, wie sie sich zu benehmen hat. Diese Rolle müssen wir nun übernehmen.
Erschwerend kam die ersten Tage hinzu, dass wir in dem Zimmer mit Lilli schlafen mussten, sie aber jede Bewegung als Spielzeug ansah und ihre Zähne und Krallen darin vergrub. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, wie entspannt wir geschlafen haben. Unser richtiges Leben mit Lilli begann dann am Tag nach der Einschulung. Als erstes haben wir die untere Etage so hergerichtet, dass sie wirklich katzentauglich ist. Und dann durfte Lilli einziehen – in die untere Etage und in unseren Alltag. Ab dann hieß es, dass wir lernen mussten, uns „normal“ weiterzubewegen und alles so zu machen, wie bisher auch. Und Lilli musste lernen, dass bestimmte Dinge nicht erlaubt sind.
So arbeiten wir nun daran, dass Lilli uns nicht mehr als Spielzeug ansieht; sie die Blumentöpfe in Ruhe lässt, der Esstisch sowie die Küchenschränke für sie tabu sind und auf dem Sofa nur auf den Decken gelegen werden darf. Was soll ich sagen: Wir lernen alle noch, aber wir sind auf einem guten Weg. Inzwischen spielen die Mädels noch respektvoll aber sehr gern mit Lilli. Noch viel mehr lieben sie natürlich die kuscheligen Momente mit Lilli. Und die obere Etage bleibt vorerst katzenfrei, so dass sich die Mädels dort uneingeschränkt bewegen können und auch nicht um ihre Dinge bangen müssen.
Auch die Flöhe gehören der Vergangenheit an. Denn Lilli hat bereits ihren ersten Tierarztbesuch erfolgreich absolviert und heute sogar schon ihre erste Impfung bekommen. Selbst frische Luft hat Lilli schon an einem Geschirr geschnuppert und auch unsere Kaninchen kennengelernt. Es sieht schon irgendwie komisch aus, wenn die Kaninchen größer sind, als die Katze. Unsere Kaninchendame hat sich jedenfalls nicht beeindrucken lassen – Lilli hatte dafür ganz ordentlich Respekt. So entdecken wir die Welt nun durch Lillis Augen und begleiten sie auf ihren ersten Schritten. Bald wird sie ein Stück weit allein durch die Welt gehen. Denn für uns steht fest, dass Lilli eine Freigängerin wird. Und sie scheint es kaum abwarten zu können…
Letzte Woche Freitag hat der Familienrat getagt. Wir hatten uns allen bis dahin gegeben, um zu entscheiden, ob Lilli tatsächlich bleiben darf. Denn, was für uns nicht in Frage kam war, dass sich die Kinder so sehr vor der Katze fürchteten, dass sie sich nichts mehr trauten. Die Entscheidung war einstimmig: Lilli darf – ach was – muss bleiben. Wir alle haben unsere Lilli in unsere Herzen geschlossen und möchten sie nicht mehr missen.
So, ich geh dann mal noch eine Runde mit Lilli schmusen und natürlich halte ich euch hier auf dem Blog und auch auf Instagram auf dem Laufenden, wie es mit Lilli weitergeht.
Herzlichst, eure Doreen
Und nun interessiert mich: Welche Haustiere habt ihr?