Unsere Große beim Reiten

Hilfe, mein Kind hat kein Hobby

Haben eure Kinder ein Hobby? Wenn nicht, habt ihr bestimmt auch schon so manchen erstaunten Blick zugeworfen bekommen. Wenn ich gefragt werde, welche Hobbys unsere Mädels haben und dann antworte, dass unsere Große einmal in der Woche reitet und die Kleine kein Hobby hat – ganz ehrlich: dann komme ich mir fast schon als Außenseiterin vor. Ich lausche, wie die Nachmittage anderer Kinder mit Sporttraining, Musikschule, Tanzstunde, Nähkurs oder ähnlichen Aktivitäten gefüllt sind. Gefühlt hat jedes Kind mindestens ein Hobby, viele sogar mehrere.

Kurz gerate ich ins Wanken: Brauchten meine Kinder nicht auch Hobbys. Würde es ihnen nicht helfen zu lernen, auf Ziele hin zu arbeiten und Ehrgeiz zu entwickeln, wenn sie ein Musikinstrument lernen? Können sie Teamgeist lernen, wenn sie keinen Teamsport machten? Würde ihre Kreativität ungenutzt verkümmern, wenn sie keinen Zeichen- oder Nähkurs besuchen? Würde aus meinen Kindern ein „schlechterer“ Mensch werden, wenn sie keine Hobbys haben? Dann schüttel ich den Kopf und verwerfe diesen Gedanken schnell wieder. Warum sollte aus meinen Kindern ein „schlechterer“ Mensch werden, nur weil sie kein Hobby haben?

Bin ich ein besserer Mensch mit Hobby?

Bin ich denn einer? Ich hatte als Kind auch keine Hobbys. Ich habe leidenschaftlich gern gelesen und ein Buch nach dem anderen verschlungen. Das war aber auch schon alles. Und Stefan? Ist er dagegen ein „besserer“ Mensch? Stefan ist als Kind BMX gefahren und hat Fußball gespielt. Über viele Jahre war er sportlich sehr aktiv. Wir beide genießen heute ein Leben ohne Hobbys. Stefan kann längst keinen Sport mehr treiben, da es seine Arbeitszeiten und auch sein Körper dies nicht mehr zulassen. Ich hingegen liebe es, unser Haus gemütlich herzurichten, mit und ohne die Mädels kreativ zu werden, an kalten Wintertagen mit den Mädels zu lesen, gönne mir als kleine Auszeit ein Puzzle und versuche mich seit Kurzem am Nähen. Wir beide haben keine festen Hobbys und sind auch in keinem Verein aktiv. Aber es stört uns nicht. Ganz im Gegenteil! Unser Tag ist so gefüllt, dass wir uns am Abend eh zu nichts mehr aufraffen könnten.

Natürlich würden wir unsere Mädels bei einem Hobby unterstützen. So bin ich mächtig stolz, wenn ich unsere Große beim Reiten beobachten darf und sehe, welche Fortschritte sie dabei macht. Ich bin voller Glück, wenn ich spüre, wie sehr die Pferde sie erden und wie sie beginnt sich ihnen zu öffnen. Ja, ich muss zugeben, dass ich mir wünschen würde, dass auch unsere Kleine ein solches Hobby für sich entdecken würde. Aber sie möchte nicht. Erst kürzlich sagte sie zu mir „Mama, ich verbringe die Tage viel lieber einfach so, ohne ein Hobby“.  Und das ist auch okay so. Warum soll sie nach einem anstrengenden Schultag nicht einfach in den Nachmittag hinein leben und machen können, wozu sie gerade Lust hat!?

Brauche ich ein Hobby zum Glücklichsein?

Vielleicht lernen beide so keinen Ehrgeiz oder Teamgeist, aber sie lernen auf ihre Bedürfnisse zu hören. Und das finde ich in der heutigen fremdbestimmten und stressigen Zeit durchaus sehr wichtig. Wollen unsere Mädels heute Malen und Basteln, dann machen wir das. Ist ihnen heute eher nach einer sportlichen Aktivität, dann gehen wir schwimmen oder fahren eine Runde mit dem Rad. Möchten sie heute lieber singen und tanzen, dann drehen wir die Musik ganz laut auf, singen laut mit und tanzen. Wenn sie aber einfach nur vor sich hin spielen wollen, dann können sie eben auch das, denn es sitzt ihnen keinen Termin im Nacken.

Warum überlassen wir nicht unseren Kindern die Entscheidung, ob sie einem Hobby nachgehen wollen und unterstützen sie auch, wenn sie genau dies nicht wollen? Ich habe Verständnis, wenn eure sportbegeisterten Kinder mehrfach in der Woche trainieren und auf Wettkämpfe gehen oder eure musikalischen Kinder jeden Tag für den großen Musikauftritt proben. Und so wünsche ich mir, dass ihr auch Verständnis für die Kinder habt, die einfach lieber jeden Tag frei gestalten. Ich bin mir sicher, dass jedes dieser Kind seinen Weg gehen wird – ob mit oder ohne ein Hobby! Und morgen in der Schule werden alle Kinder ganz unvoreingenommen miteinander spielen – denn ihnen ist egal, ob das andere Kind einem Hobby nachgeht, oder nicht. Für sie zählt nur der Augenblick!

Herlichst, eure Doreen

Und nun interessiert mich: Welche Hobbys haben eure Kinder? Und wie haben sie diese Hobbys für sich entdeckt?

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