Wir besuchen die Pferdekoppel

Wir sind alle nicht perfekt!

Katharina vom Blog-Magazin „Stadt Land Mama“ hat am Dienstag einen Beitrag mit dem Titel „Diese verdammten Vergleiche! Warum wir endlich aufhören sollten mit uns zu hadern!“ geschrieben. Wenn ich ihre Wort lese, scheint es, als hätte Katharina tief in mein Innerstes geschaut und aufgeschrieben, was mich gerade sehr beschäftigt. Und ich bin mir sicher, der ein oder andere von euch wird sich genauso in ihren Worten wiederfinden, wie ich.

Denn regelmäßig erwischt mich eine große Welle von Selbstzweifeln und Unzufriedenheit mit mir selbst. Die kleinen Wellen zwischendurch, denen kann man Stand halten. Da zweifelt man mal kurz an sich und schon wenige Minuten später ist alles wieder okay. Aber diese großen Wellen, die bringen mich aus dem Gleichgewicht und hauen mich um. Eine solche Welle hat mich gerade wieder überrollt und ich habe es noch nicht geschafft wieder aufzutauchen.

Was lässt die großen Wellen der Selbstzweifel entstehen?

Den ersten Grund findet ihr, wenn ihr aus dem Fenster schaut. Mir scheint es, dass wir seit Wochen keine Sonne gesehen haben. Natürlich hat sie sich mal kurz blicken lassen. Aber das trübe und graue Wetter überwiegt seit einigen Wochen. Und genau dieses grau schlägt bei mir extrem aufs Gemüt. Wenn die Sonne scheint, dann könnte ich Bäume ausreißen; dann machen mir selbst unliebsame Aufgaben Spaß und ich bin in meinem Tatendrang kaum zu bremsen. Genau anders herum ist es dann aber eben leider auch, wenn die Tage grau sind: ich möchte mich am liebsten unter der Decke verstecken; kann mich zu nichts motivieren und hadere dann mit dem Nichterreichten.

Wenn dann noch einmal im Monat die Hormone verrücktspielen, ist es ganz vorbei. Es kann dann schon mal vorkommen, dass ich bei einem eigentlich harmlosen Kommentar, den ich sonst mit einem passenden Spruch kontern würde, weinend zusammenbreche. Dann möchte ich mich am Liebsten auf dem Bett zusammenrollen und alles rausweinen. Es hilft auch! Danach geht es mir meist deutlich besser.

Einen nicht unerheblichen Anteil hat auch die eigene Selbstreflektion. Es gibt Menschen, die sind immer und in jeder Situation von sich überzeugt und über jeden Zweifel erhaben. Ich möchte sie bewusst nicht als arrogant bezeichnen, denn dann würde ich diesen Charakterzug als negativ einstufen. Er kann aber durchaus auch positiv in Erscheinung treten. Es gibt Menschen, die ruhen so sehr in sich selbst, dass die alltäglichen Herausforderungen sie nicht an sich selbst zweifeln lassen. Ich bewundere dies sehr. Denn ich selbst bin ein Mensch, der sich eher immer kritisch hinterfragt und eher all das sieht, was nicht optimal ist, statt die Leistungen und Erfolge in den Vordergrund zu rücken.

Und dann sind da noch die Anderen. Neulich meinte eine Freundin (mit der ich leider viel zu selten in Kontakt bin): „Immer, wenn ich deinen Blog lese, bin ich neidisch, weil alles immer sehr harmonisch scheint. Und immer habt ihr Zeit für dies und das. Der Wahnsinn.“. Ja, mein Leben ist der Wahnsinn, aber nicht immer im positiven Sinne. Nein, es ist nicht alles so perfekt bei uns! Wirklich nicht! Aber ich muss abwägen, welche Dinge ich auf dem Blog veröffentliche. Welche Dinge können auf meine Mädels negative Auswirkungen haben – heute in der Schule bezüglich Mobbing oder auch später, wenn sie mal auf Jobsuche sind. Auch möchte ich meine Mädels nicht vorführen, wenn sie gerade einen Wutanfall haben. Stattdessen berichte ich natürlich lieber vom harmonischen Familienausflug. Natürlich zeige ich euch nicht das Chaos im Badezimmer, weil noch keiner aufgeräumt hat, sondern ich fotografiere lieber die schön arrangierten Kerzen auf dem gerade frisch geputzten Sideboard im Wohnzimmer.

Und auch wenn ich selbst weiß, dass wir auf unseren Blogs nur einen Ausschnitt aus unserem Leben zeigen, so tappe ich bei anderen Familienblogs in genau die gleich Falle, wie meine Freundin bei mir. Wie schaffen es andere Mütter drei oder vier Kinder zuhaben und das Haus sieht aus, wie einem Katalog entsprungen; der Kuchen steht auf einem wundervoll gedeckten Kaffeetisch; die Kinder bauen friedlich einen Schneemann und tragen dabei selbstgestrickte Mützen? Wie schaffen es andere Familien, dass sie drei oder vier Mal im Jahr zu traumhaft schönen Urlaubsregionen aufbrechen; ganz entspannt am Ziel ankommen; dort jede Menge Abenteuer erleben und ganz entspannt wieder im Alltag ankommen? Wie schaffen es andere Mütter im Job erfolgreich zu sein; gefühlt täglich einen Blogbeitrag zu schreiben; regelmäßig auf den sozialen Kanälen präsent zu sein; ein Kreativbuch zu veröffentlichen und dann noch ganz viel Zeit mit den Kindern zu verbringen? Wie schaffen es andere Mütter immer in sich selbst zu ruhen; ihren Kindern immer verständnisvoll und empathisch zu begegnen und nie die Geduld zu verlieren oder gar mal auszurasten?

Warum genügen wir unserem eigenen Anspruch nicht?

Ganz einfach: Weil wir unseren eigenen Anspruch viel zu hoch setzen! Gefördert durch all das, was andere angeblich alles bewältigt bekommen. Aber soll ich euch ein Geheimnis verraten: Wir alle sind nicht Superwoman – auch die anderen nicht!

Das Wohnzimmer ist aufgeräumt und geputzt? Perfekt, dann macht die anderen Zimmertüren einfach zu und schließ das Chaos damit aus. Die Backmischung geht ganz einfach & schnell und lecker ist der Kuchen auch. Die Schneeballschlacht war wunderschön. Lassen wir uns dieses Gefühl doch vom abschließenden Gequängel, nur weil alle müde waren, nicht kaputt machen. Du arbeitest 30 Stunden und schreibst einen Blog oder übernimmst eine ehramtliche Tätigkeit oder… – das ist mehr, als viele andere, die „einfach nur“ arbeiten gehen. Du kommst jeden Tag extra früher von der Arbeit, um für deine Kinder da zu sein und arbeitest lieber am Abend weiter wenn sie schlafen. Ich könnte die Liste noch weiter führen, aber ich denke, es ist deutlich geworden, worauf ich hinaus möchte. Wir alle leisten jeden Tag so viel!

Gehen wir doch mal für einen Moment in uns: Was ist denn das, was wirklich zählt? Das ist die Liebe unserer Familie. Und wisst ihr, was das Schönste ist? Die ist bedingungslos! Oder lieben euch eure Kinder oder der Partner mehr, wenn die Wohnung sauber ist, ihr 10.000 Follower bei Facebook habt oder ihr die Präsentation in perfektem Englisch schon eine Stunde vor der Zeit abgegeben habt?

Wenn es mal nicht so läuft: Lautsprecher ganz laut stellen, das Video abspielen und einfach mittanzen & mitsingen! Alles wird gut…

Wenn ihr nachher eine bekannte Mutter trefft, die müde ausschaut oder verzweifelt wirkt: legt ihr einfach mal eine Hand auf die Schulter oder nehmt sie – wenn ihr sie sehr gut kennt – in den Arm! Signalisiert ihr, dass es euch manchmal genau so geht. Denn manchmal hilft es schon, zu wissen, dass man nicht allein ist…

Herzlichst, eure Doreen

 

Und nun interessiert mich: Wie geht ihr mit solchen Phasen um? Was macht ihr, um aus diesen trüben Gedanken wieder auszubrechen?

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